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Am 1. Dezember 2016 fand der jährliche Fachgruppentag traditionell in Hamm statt. Als Gastredner konnte Herr Stephan Heitmann vom Ministerium für Inneres und Kommunales des

Landes Nordrhein-Westfalen (MIK NRW) gewonnen werden, der die Fernerkundung mit den Satellitendaten des Systems "Copernicus" und ihren Anwendungsmöglichkeiten in der Vermessungs- und Katasterverwaltung des Landes NRW vorstellte.

"Copernicus ist eine gigantische Geodatenproduktionsmaschine". Mit diesen Worten begann Herr Heitmann seinen anschaulich präsentierten Vortrag, dessen wesentliche Inhalte hier kurz zusammengefasst berichtet werden:

Die Vermessungsverwaltung erhebt Geobasisdaten und leitet Produkte daraus ab, die den Nutzern aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Recht und Wissenschaft bereitgestellt werden. In Zeiten kostenloser und weltweit frei zugänglicher Google-Daten und anderer Geodaten-Dienste muss sich die Vermessungsverwaltung kritisch hinterfragen: Erledigt die Verwaltung die richtigen Aufgaben? Und: Werden diese als notwendig erkannten Aufgaben richtig erledigt? Die Vermessungsverwaltung als Geodaten-Erfasser, Geodaten-Anbieter und Geodaten-Manager muss für sich klären, ob

·         ihre Erfassungsmethoden noch zeitgemäß sind,

·         ihre Lizenz- und Gebührenpolitik noch zeitgemäß ist,

·         und ob sie für die Nutzung von Copernicus werben soll.

Im Bereich der Geodaten-Erfassung bietet Copernicus einen bedeutenden Beitrag zur Fortführung topographischer Datenbestände. Besonderen Charme haben die Copernicus-Daten alleine schon deshalb, weil sie "free and open", also kostenlos und jederzeit überall frei verfügbar sind!

Herr Heitmann stellte klar, dass es bei Copernicus nicht um die Ablösung der Orthophotos geht, sondern um deren Ergänzung. Die hochaufgelösten digitalen Orthophotos liefern Detailinformationen in hoher geometrischer Qualität. Die Copernicus-Satellitendaten verfügen dagegen über eine hohe Aktualität, denn sie werden fortlaufend innerhalb weniger Tage erneuert. Außerdem decken sie ein breites Spektralband ab, wodurch sie auch für andere Anwender, z. B. im Umweltbereich, interessant sind. Der Daten- und Methodenmix aus Luftbild- und Satellitendaten soll künftig die automatische Erkennung von veränderter tatsächlicher Nutzung ermöglichen. Diese Daten werden für die Aktualisierung von ATKIS und ALKIS bzw. der Amtlichen Basiskarte (ABK) benötigt und sind besonders für statistische Zwecke wichtig. Herr Heitmann wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Erfassung von topographischen Daten das Top-Thema in Landesvermessung und Liegenschaftskataster ist. Als weitere Anwendung beschrieb Herr Heitmann den Nutzen der von Copernicus gelieferten radiointerferometrischen Daten im geodätischen Raumbezug. Versprochen werden flächenhafte Höhenänderungsinformationen im Millimeterbereich bei hoher Wiederholungsfrequenz.

Hiermit können insbesondere Bodenbewegungsgebiete wirtschaftlicher, genauer und zuverlässiger überwacht werden. Auch hier wird die Verknüpfung bisheriger und neuer Methoden deutliche Vorteile bringen. Die Ergebnisse einer Pilotauswertung im NRW-Projekt "Bodenbewegungskataster" zeigen die Perspektive eines "integrierten" Erhebungskonzeptes im Höhenbezug. Zur Frage der Lizenz- und Gebührenpflicht wies Herr Heitmann auf das "Open Data Konzept" des Landes hin: Das Land NRW stellt zum 01.01.2017 wesentliche Teile der Geobasisdaten gebührenfrei zur Verfügung. Nach Einschätzung von Herrn Heitmann sollte die Vermessungsverwaltung Copernicus-Daten immer dann in Betracht ziehen, wenn eine Fachaufgabe verwaltungsgrenzenübergreifende, homogene Geoinformationen erfordert. Ferner biete sich die Nutzung dieser Daten an, wenn Geoinformationen hoher Aktualität und Flächendeckung verlangt werden. Copernicus wird bislang schwierige, langwierige und personalintensive Datenerhebungen deutlich vereinfachen und verändern: Der jetzt noch notwendige Außendienst wird somit in manchen Fällen überflüssig.

Im Anschluss an diesen spannenden Vortrag nutzten die Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu Copernicus und auch zu anderen Entwicklungen im amtlichen Vermessungswesen an Herrn Heitmann zu richten.

Deutlich wurde das große Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an technischen Entwicklungen und der Fortschreibung entsprechender Verwaltungsvorschriften. Beides hat Auswirkungen auf die Aufgabenerledigung und damit natürlich auch auf die Situation aller Beschäftigten in den Dienststellen. Deshalb ist die fachliche Weiterentwicklung auch immer ein Thema für die Gewerkschaftsarbeit und durch seine Gliederung in Fachgruppen eine Stärke des BTB!

Im Anschluss an den Beitrag von Herrn Heitmann, berichtete unser BTB-Landesvorsitzender Jürgen Thier über Neuigkeiten aus dem Landesvorstand. Er wies insbesondere auf die bevorstehende Tarifrunde und die Zusage der Landesregierung hin, den Abschluss zwar wie üblich mit 3-monatiger Verzögerung, aber im erzielten linearen Ergebnis 1:1 auf die Beamtinnen und Beamten des Landes und der Kommunen zu übertragen. Die Beamtinnen und Beamten haben somit ein direktes Interesse an einem guten Tarifabschluss, weshalb Jürgen Thier die Teilnehmer aufrief, an entsprechenden Aktionen der Gewerkschaft aktiv teilzunehmen bzw. in den Dienststellen dafür zu werben.

Nach Herrn Thier berichtete der Fachgruppenvorsitzende Jörg Barrmeyer von den Aktivitäten des Fachgruppenvorstandes. In diesem Zusammenhang dankte er seinen Vorstandskollegen Sebastian Knoblauch als Schatzmeister sowie Christian Sanders und Ralf Wiesemann in ihrer Funktion als Beisitzer für ihre geleistete Arbeit. Herr Barrmeyer schlug vor, die Fachgruppe umzubenennen: Schlanker und zeitgemäßer sei etwa die Bezeichnung "Kataster und Vermessung". Ergänzend wurde der Begriff "Geoinformation" vorgeschlagen. Die Teilnehmer diskutierten über mögliche Namen und sprachen sich einstimmig dafür aus, bis zum nächsten Fachgruppentag konkrete Vorschläge bei Herrn Barrmeyer zu sammeln.

Herr Barrmeyer berichtete abschließend von seiner Teilnahme am BTB-Bundesarbeitskreis Vermessung, der im September 2016 in Würzburg stattgefunden hat. Er verwies besonders auf die Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung in der Vermessungsverwaltung in anderen Bundesländern. Ein berufsbegleitendes, duales Studium sei eine attraktive Möglichkeit zur Nachwuchsgewinnung für den Ingenieurbereich bzw. für den gehobenen Dienst.